Während überall vom Fachkräftemangel die Rede ist, schafft Deutschland sich weitere Erwerbslose per Beschluss der Handwerkskammer. In einem neuen Abgrenzungskatalog baut diese massiv den hoch umstrittenen Meisterzwang aus. Donuts, Muffins, Cupcakes aber auch Dreadlocks sollen zukünftig meisterpflichtig sein. Mit letzterem sollen primär Afro-Shops an der “Atomisierung des Friseurmarktes” gehindert werden.
Bei Betrachtung des Abgrenzungskatalogs der Handwerkskammer fällt es schwer nicht ins polemische zu verfallen. Zu offensichtlich sind die Intentionen und das willkürlich hingenommene Fehlen von Fachkenntnissen. Zu gravierend sind die Folgen der neuen Zuweisungen. Zu satirisch wirkt die Tatsache, dass über Nacht tausende von Menschen zu Schwarzarbeitern erklärt wurden.
Besonders bemerkenswert sind die weltfremden Zuweisung der Donuts und Cupcakes. Bei dieser Entscheidung würde mich brennend interessieren, wie diese zu Stande gekommen ist. Hat Herr Innenminister Friedrich eventuell einst von einem explodierenden Cupcake geträumt und daraufhin den Kammern einen Tipp gegeben? Wie hoch ist die Dunkelziffer der durch unsachlich erstellten Donuts zu Tode gekommen Menschen? Fragen über Fragen.
Donuts und Cupcakes sind ein gefährliches Gut, wenn es nach der Handwerkskammer geht
Auch “einen Hauch” Rassismus lässt sich im neuen Abgrezungskatalog finden. Amtlicher Rassismus? In Deutschland? Quatsch. Das wüsste doch der Verfassungsschutz. Neu vermeistert wurden “Flechtfrisuren”. Hierzu zählen laut Kammer “z.B. Corncrowns(sic!), Rastazöpfe, Dreadlocks”. Nun sind Dreadlocks weder teil des Friseurhandwerks noch Flechtfrisuren und mit “Corncrowns” sind sicherlich “Cornrows” gemeint. Aber hey, die sind vom Fach. Immerhin haben sie einen Zettel auf dem das draufsteht. Und diese komischen Afro-Shops, das sind ja alles keine vernünftigen Friseure…
Mit dem neuen Abgrenzungskatalog macht die Handwerkskammer ihre Drohungen wahr. Kurzerhand wird der hoch umstrittene Meisterzwang auf zahlreiche Bereiche erweitert. Was ursprünglich als System zur Wahrung der Qualität dienen sollte ist längst zu einem sich selbst verwaltenden Apparat geworden, dessen einziges Interesse es ist, die Kontrolle über den “freien Markt” zu erhalten. Wer auf dem Radar der Kammern auftaucht wird nicht selten mit rechstwidrigen Hausdurchsuchungen belästigt, bis der Betrieb “freiwillig” aufgegeben wird.
Aber glücklicherweise gibt es ja ein Netz an prekären Minijobs, die diese Menschen auffangen können. Alles andere würde ja in Statistiken auf einem Zettel auftauchen. Und Zettel sind hierzulande ja immer noch das wichtigste…
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