In Bremen kam es vor kurzem zu einem Übergriff auf eine Veranstaltung der AfD. Zwei Menschen hatten sich während einer Rede des Parteivorsitzenden Bernd Lucke auf die Bühne begeben, diesen zur Seite geschubst. Anschließend liefen die Schubsenden davon. Lothar Probst, seines Zeichens Politologe und Professor an der Universität Bremen, hat hierzu folgenden Nazi-Vergleich beizutragen:
Das erinnert an die Methoden der Nazis, die so vor 1933 Veranstaltungen ihrer politischen Gegner zu verhindern. [..] Es ist anmaßend, sich das Recht herauszunehmen, politisch anders Denkende am Reden hindern zu wollen.
Ich bin hoch irritiert ob der Verharmlosung der “Methoden der Nazis 1933” bezüglich der Attacke auf eine Bremer AfD-Veranstaltung. Ich von der relativierenden Hufeisen-Aussage seitens Lothar Probst schockiert. Möchte Herr Probst wirklich das betreten einer Bühne von Einzelpersonen und das Schubsen eines Menschen mit der systematischen Unterdrückung der politischen Gegner vor 1933 gleichsetzen?
Dass die Angaben der AfD mit immer weiter steigender Dramatik einfach so in der Presse – und nun anscheinend auch im akademischen Bereich – ohne Hinterfragung übernommen werden, ist beunruhigend. So sind in diversen Berichten die verschiedensten Zahlen zu finden. Von “acht Vermummten” ist die Rede, an manchen Stellen sogar von “bis zu 30” Menschen, welche die Veranstaltung gestürmt haben sollen. Auch die Polizei Bremen übernahm einfach die Angaben der AfD in ihrem Bericht.
Nun gibt es allerdings zu dem Übergriff Videoaufnahmen[1]. Auf diesen ist eine “Vermummung” zunächst einmal jenseits einer Sonnenbrille nicht zu erkennen. Zwei Menschen betreten die Bühne. Nachdem eine Person Bernd Lucke zur Seite schubst, rennen beide davon. Kommentare aus dem Publikum: “Was war das denn? Waren das Türken, oder was?”.
Nun muss natürlich nicht unbedingt jede*r den physischen Übergriff gut heißen, jedoch wird hier mit künstlich hochgespielter Empörung agiert, die meiner Meinung nach hoch gefährlich ist. Wenn rechtspopulistische Gruppierung wie die AfD unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit ihre Hetze in die Welt tragen können und diese auch noch unreflektiert aufgenommen wird, hat das nichts mit einem demokratischen Meinungsaustausch zu tun. Hier wurde und wird seitens der Alternative bewusst gelogen und gehetzt. Und diverse Medien und Menschen die es besser wissen sollten haben mitgemacht.
Update 1: Inzwischen ist auch der TAZ aufgefallen, dass etwas mit der Berichterstattung über die vermeintliche Messerattacke daneben gegangen ist. Die Erstmeldung fußte laut Polizeipräsident Lutz Müller “auf den Angaben der Veranstalter”. Welch objektive Quelle…