Die Problematik von (Online-)Prangern und homophobe Petitionen

Pranger existieren – sowohl online als auch offline – in vielen verschiedenen Formen. Sie dienen für gewöhnlich der Aufdeckung und Benennung von Missständen. Sind Daten natürlicher Personen involviert, sind solche Pranger für gewöhnlich kritisch zu betrachten, denn sie stellen einen nicht unerheblichen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte der gelisteten Personen dar. Allerdings ist nicht jeder Pranger in seiner Härte und Intention zwangsläufig gleich zu betrachten. Gibt es vielleicht sogar einige wenige seltene Ausnahmen?

Mit meinem heutigen Facebook-Post habe ich für mich das erste Mal eine Liste von Namen gepostet, die eins durchaus als eine Art Pranger sehen könnte. Es handelte sich bei den gelisteten Namen um Menschen, die öffentlich eine homophobe Petition unterschrieben haben, welche Themen wie Homosexualität aus der Schule verbannen wollen, um Kinder vor der “Ideologie des Regenbogens” zu schützen, in der die Petent*innen eine Art Indoktrinierung der Kinder zu sehen scheinen.

Wie zu erwarten war, brach eine kritische Diskussion dazu aus, wie gerade ich als Pirat eine solche Liste posten könne. Gleichzeitig bekam ich vereinzelt Zuspruch von Menschen, die Pranger für gerechtfertigt halten und ein “Name and Shame” Prinzip befürworten. Heißt das jetzt, dass ich Datenschutz in Ausnahmefällen nicht mehr ernst nehme oder das ich gar Pranger zur Verfolgung von Menschen gut heiße? Nein!

Ein erzwungener Pranger, wie er in Irland, in vielen Teilen der USA oder häufig in der hiesigen Medienlandschaft verwendet wird und bei dem nicht-öffentliche Informationen gegen den Willen der Betroffenen veröffentlicht werden, ist ein absolutes no-go*. Es existiert allerdings meiner Meinung nach ein gewaltiger Unterschied darin, ob ein Pranger ungewollt angelegt wurde oder ob betroffene Menschen sich – wie in diesem Fall – bewusst öffentlich und aktiv in eine solche Liste eintragen.

Wenn ich eine solche Liste poste möchte ich im übrigen nicht, dass ihr euch eventuell bekannte Menschen aufsucht und ihnen schadet, sondern, dass ihr sie darauf ansprecht, was sie da unterschrieben haben. So könnt ihr zum Beispiel der Frau Sigrid Grönert (MdBB) schreiben, was sie sich als Abgeordnete der Bremer Bürgerschaft denkt, menschenfeindliche Petitionen mitzuzeichnen und Bekannte darauf ansprechen, woher diese irrationale Angst vor einer “Regenbogenideologie” kommt. Aufklärung ist wichtig. Schaut euch die [TW:Homophobie]Liste der eingetragenen Menschen in eurer Umgebung an und redet mit ihnen.

*Bevor hier die Masku-Seite denkt, sie bekäme hier Zuspruch: Tweets zu sammeln und aufzulisten erkenne ich nicht als “erzwungene Pranger” an.

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